Anmerkung des deutschen Übersetzers: Dieser Originalartikel wurde am 24. Mai 2019 auf Englisch veröffentlicht. Dieser Artikel ist Teil 4 der Artikelserie über das biblische Buch Hesekiel.


“So spricht der Souveräne Herr Jehova: „Das sagt der Souveräne Herr Jehova: ‚Ein Unglück, ein Unglück ohnegleichen kommt! Ein Ende kommt. Das Ende wird kommen. Es wird sich gegen dich erheben. Es kommt.  Du bist an der Reihe, du Bewohner des Landes. Die Zeit kommt, der Tag ist nah. Auf den Bergen herrscht Verwirrung statt Jubel.“ (Hesekiel 7:5-7)

In der englischsprachigen Neuen-Welt-Übersetzung wird die Formulierung “a disaster like never before” aus dem obigen Vers als “unique calamity” wiedergegeben, was so viel bedeutet wie “einzigartiges Unheil”.

In welchem Sinne könnte man behaupten, dass die Zerstörung Jerusalems ein “einzigartiges Unglück” gewesen wäre? Schließlich sind Königreiche und Herrschaften von Natur aus bestialisch. Assyrien war für seine Brutalität bekannt. Nebukadnezars Babylon war ein räuberischer Moloch. Habakuk beschreibt in Kapitel 2 die Chaldäer und vergleicht sie mit dem Grab. Sie sind immer hungrig und nie gesättigt. Ganz gleich, wie viele Leben sie nehmen. Babylon hat neben Juda noch viele andere Völker und Nationen zerschlagen und ausgeplündert. Also wieder die Frage: “Was machte die Zerstörung Jerusalems zu einem einzigartigen Ereignis?”

Etwa 1 000 Jahre bevor der Prophet die Entscheidung Jehovas verkündete, nämlich die Entscheidung, eine “Katastrophe wie nie zuvor” herbeizuführen, trat Moses für den Bund ein, den Gott mit den Israeliten geschlossen hatte. Im Bundesgesetz gab Jehova Gott die Garantie, dass er Israel beschützen und für es sorgen würde, wenn das Volk ihm als Herrscher gehorchen und ihm seine ausschließliche Verehrung schenken würde. Das Gesetz enthielt auch bestimmte Flüche, die in Kraft treten würden, wenn die Israeliten die Bedingungen des Bundes offenkundig verletzten.

Leider stellte sich heraus, dass Jehova vor dem Einzug der Israeliten in das Gelobte Land zu Moses sagte, dass er im Voraus wusste, dass das Volk sich gegen ihn auflehnen würde. Gott sprach dann diese Worte: “Wenn ich sie in das Land bringe, das ich ihren Vorfahren mit einem Eid zugesichert habe – ein Land, wo Milch und Honig fließen –, und wenn sie sich dann satt essen und es ihnen gut geht dann werden sie sich anderen Göttern zuwenden und ihnen dienen. Sie werden mich respektlos behandeln und meinen Bund brechen. Wenn viel Unglück und Not über sie kommt, dann soll dieses Lied als Zeuge für sie dienen, denn ihre Nachkommen sollen es nicht vergessen. Ich weiß nämlich, was für eine Neigung sie entwickelt haben, schon bevor ich sie in das Land bringe, das ich ihnen mit einem Eid zugesichert habe.“ (5Mose 31:20-21)

Die Katastrophe war also etwas Einzigartiges, weil sie im Gesetz festgehalten war, für den Fall, dass die Juden sich entschließen sollten, Gott den Rücken zu kehren. Außerdem war es auch deshalb etwas Besonderes, weil Jehova selbst in Jerusalem lebte. Jerusalem war seine Stadt. Deshalb wurde sie auch die “heilige Stadt” genannt. In Zion befand sich der einzige Tempel der Welt, der Jehova geweiht war. Und als Salomo die Einweihungszeremonie leitete, zeigte Jehova auf sehr eindrucksvolle Weise, dass er seine Zustimmung gab und dass er symbolisch im Heiligtum wohnte. Seine Gegenwart zeigte sich darin, dass das Innere des Tempels mit einer Wolke und Herrlichkeit erfüllt war, so dass die Priester es nicht betreten konnten.

In der Prophezeiung Jesajas wird das Werk Jehovas als “sein seltsames Werk” und “ungewöhnliches Werk” bezeichnet, und zwar im Zusammenhang mit der Belagerung von Ariel, “der Stadt, in der David lagerte”, nämlich der ehemaligen Jebusiterfestung namens Jerusalem. Jehovas Entschluss ist seltsam, weil er zulässt, dass Menschen, die ihn hassen, diejenigen, die er liebt, schlecht behandeln. Das ist höchst ungewöhnlich.

Der Begriff “einzigartiges Unheil” trifft besonders auf die gegnerische oder antitypische Stadt Jerusalem zu. Jesus sprach von der Einzigartigkeit dieser kommenden globalen Katastrophe, die er als “große Drangsal” bezeichnete. Eine Drangsal, wie es sie noch nie gegeben hat und auch nie wieder geben wird. Daher klingt dies sehr nach einer einmaligen, einzigartigen und beispiellosen Katastrophe.

Was die weitreichende Prophezeiung betrifft, die der Herr auf dem Ölberg aussprach, so erklärte Jesus zwar, dass die Drangsal über die ganze bewohnte Erde kommen würde, aber er sagte zusätzlich ausdrücklich, dass Jerusalem durch das Schwert umkommen wird und dass seine Bewohner ‘als Gefangene zu allen Völkern verschleppt’ werden; und auch, dass Jerusalem von den Völkern zertreten werden wird, bis die festgesetzte Zeit der Heiden vorüber ist.”

Die Apostel müssen sich zweifellos gefragt haben, wie es möglich sein kann, dass die Zerstörung Jerusalems eine Katastrophe bedeutet, die über die ganze Welt hereinbricht und die kein Mensch überleben wird, wenn Gott nicht höchstpersönlich eingreift. Die Apostel konnten jedoch nicht wissen, dass Jesus nicht nur über das Ende der buchstäblichen Stadt Jerusalem sprach, sondern über Ereignisse, die weit in der Zukunft liegen würden.

“IST SO ETWAS JEMALS IN EUREN TAGEN GESCHEHEN?”

Die Prophezeiung von Joel spricht übrigens auch von einer einzigartigen Katastrophe. In den einleitenden Worten dieser Prophezeiung verkündet Jehova das Folgende: “„Hört her, ihr Ältesten, hört genau hin, all ihr Bewohner des Land. Ist so etwas zu eurer Zeit je geschehen oder zur Zeit eurer Vorfahren? Erzählt davon euren Söhnen, und eure Söhne sollen es ihren Söhnen weitergeben und deren Söhne der nächsten Generation. (Joel 1:2-3)

Die einzigartige Katastrophe, die in Joels Prophezeiung vorausgesagt wird, wird als unaufhaltsamer Ansturm geflügelter Heuschrecken beschrieben, die einfach alles verschlingen, was ihnen begegnet, und nichts als Verwüstung hinterlassen. Um die Szene so anschaulich wie möglich zu beschreiben, erklärt Jehova: “Ein Feuer frisst vor ihm herund hinter ihm verzehrt eine Flamme. Das Land vor ihm ist wie der Garten Eden, aber dahinter ist es eine verlassene Wildnis. Nichts kann entkommen. (Joel 2:3)

Wer könnte leugnen, dass dies eine einzigartige Katastrophe ist? 

Die Katastrophe kommt über die ganze Welt, als käme sie direkt von Gott selbst. Deshalb heißt es in Joel 1:15 auch weiter: “O weh, was für ein Tag! Denn der Tag Jehovas ist nah und er wird kommen wie eine Zerstörung durch den Allmächtigen!

Wie bei allen anderen Prophezeiungen, einschließlich Hesekiel und Jesaja und der Prophezeiung Jesu selbst, die sich auf den Erlass beziehen, bezieht sich die in Joel beschriebene globale Katastrophe auch auf Jerusalem. Im letzten Kapitel des Buches Joel steht geschrieben, dass Jehova die aus Jerusalem verschleppten Gefangenen zurückholen wird, und es heißt dort: “Ihr sollt erfahren, dass ich Jehova, euer Gott, bin, der auf Zion, meinem heiligen Berg, wohnt. Jerusalem wird eine heilige Stätte werden, und Fremde werden nicht mehr durch sie hindurchziehen.” (Joel 3:17)

Die “einzigartige Katastrophe” hat also mit Fremden zu tun, die Jerusalem zertrampeln werden. Mit anderen Worten: Gottes besonderes Eigentum.

In der Tat besitzt Gott in der christlichen Ära keinen besonderen Tempel aus Stein und Zement. Er besitzt kein buchstäbliches Heiligtum. Es gibt auch keine Stadt auf dieser Erde, die Jehova als sein besonderes Eigentum betrachtet. Vielmehr sind die Menschen Gottes Eigentum. Vor allem diejenigen, die mit dem Blut Christi erkauft und bezahlt wurden. Diejenigen, die zu Christus gehören, von denen der Apostel Petrus sagt: “Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, ein Volk, das ein besonderes Eigentum ist, damit ihr überall die wunderbaren Eigenschaften desjenigen bekannt macht, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. Denn einst wart ihr kein Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk. Einst gab es keine Barmherzigkeit für euch, jetzt aber habt ihr Barmherzigkeit empfangen.” (1Petr 2:9-10)

Die Stadt Jerusalem steht für die irdische Organisation Gottes. Sie hat eine globale Reichweite. Die einzigartige Katastrophe wird die Gemeinde Christi zerstören. Es besteht kein Zweifel daran, dass eine solche Katastrophe noch nie stattgefunden hat und auch nie wieder stattfinden wird.

Fortsetzung folgt…