Anmerkung des deutschen Übersetzers:

Ich beabsichtige, in naher Zukunft eine ganze Reihe von Artikeln online zu stellen, die sich jeweils mit dem prophetischen Buch Hesekiel befassen werden. Behalten Sie also die Website für weitere Artikel im Auge. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen von Teil 1 der Hesekiel-Serie!


Auf der Jahresversammlung 2018 der Wachtturm-Gesellschaft wurde eine neue Publikation mit dem Titel “Die reine Anbetung Jehovas – endlich wiederhergestellt!” veröffentlicht. Schon dieser Titel verkörpert die Kernbotschaft der Wachtturm-Bibel-Gesellschaft, dass die Existenz der Zeugen Jehovas das Ergebnis der Erfüllung der Prophezeiung über Gottes Absicht ist, eine heilige Organisation zu seinem Lob zu gründen.

Es besteht zwar kein Zweifel daran, dass die Zeugen Jehovas unter der Führung der Wachtturm-Gesellschaft die prophezeite weltweite Verkündigung der guten Nachricht bewirken, andererseits gibt es aber auch viele Gründe, die Annahme in Frage zu stellen, dass die Organisation tatsächlich die Verkörperung der reinen Anbetung wäre.

Leider ist es nicht möglich, die Richtigkeit der prophetischen Auslegungen der Wachtturm-Gesellschaft in den Zehntausenden von Gemeinden der Zeugen Jehovas in aller Welt offen und kritisch zu diskutieren. Wie dem auch sei, als glühender Verfechter des Glaubens und auch als jemand, der sehr daran interessiert ist, ein genaues Verständnis von Gottes prophetischem Wort und insbesondere im Hinblick auf das Kommen seines Königreichs zu fördern, fühle ich mich gezwungen, eine unabhängige Analyse nicht nur über die jüngste Veröffentlichung der Wachtturm-Gesellschaft, sondern auch über das Buch Hesekiel an sich zu veröffentlichen. Dabei versuche ich, eine ungefilterte Botschaft zu präsentieren, die wir direkt aus der biblischen Prophetie ableiten können.

Warum biete ich der Leitung der Zeugen Jehovas diese biblisch fundierten Informationen an? Ich bin überzeugt, dass es Gottes Wille ist, dass seine Urteile bekannt gemacht werden, bevor sie umgesetzt werden. Meine Rolle ähnelt dem, was Jehova zu seinem alten Wächter, dem Hesekiel, sagte:“Er forderte mich auf: „Menschensohn, begib dich unter das Volk Israel und überbring ihm meine Worte.  Denn du wirst nicht zu einem Volk mit unverständlicher oder unbekannter Sprache geschickt, sondern zum Haus Israel.  Du wirst nicht zu vielen Völkern von unverständlicher oder unbekannter Sprache geschickt, deren Worte du nicht verstehst. Würde ich dich zu ihnen schicken, so würden sie auf dich hören.“  (Hesekiel 3: 4-6)

Hesekiel erhielt den Auftrag, Gottes Worte an sein Volk weiterzugeben, was er auch gehorsam tat. Heute sind Gottes Worte an Hesekiel auf den Seiten der Bibel für uns bewahrt worden. Jeder kann sie für sich selbst in der Bibel finden. Deshalb ist es auch heute nicht notwendig, dass Gott spricht. Aber was ist, wenn sich diejenigen, die das Amt der Torwächter und Bewahrer von Gottes Wort innehaben, als untreu und ungehorsam gegenüber Gottes Wort erweisen, so wie es bei den Herrschern und Priestern zur Zeit Hesekiels der Fall war, was dann? Müsste man dann nicht erwarten, dass Jehova Gott dafür sorgt, dass Boten auftauchen, die seine in der Heiligen Schrift aufgezeichneten Urteile verkünden? Solche Männer könnte man mit Recht als “Wächter” bezeichnen. (Menschensohn, ich habe dich als Wächter für das Volk Israel eingesetzt. (Hes. 3:17)

Was ist nun das moderne Gegenstück zum alten Haus Israel in dieser Zeit? Ist es nicht die Gemeinde Christi (die, die in den neuen Bund einbezogen sind und zu dem gehören, was Paulus “das Israel Gottes” nannte)? Der Zweck der Vermittlung des neuen Bundes durch Jesus besteht darin, Gott die Rechtfertigung zu geben, eine sündige Nation für sündlos zu erklären (und schließlich sogar die reine Anbetung wiederherzustellen!)

Obwohl der Kommentar aus der Bethel-Publikation “Reine Anbetung” leugnet, dass der alte Tempel und die damit verbundenen Prophezeiungen irgendeine Art von Gegenbild-Erfüllung in dem haben, was sie “den großen geistlichen Tempel” nennen, deutet die richtige Interpretation der Prophezeiung andererseits auf etwas ganz anderes hin.

Was meinen eigenen geistigen Werdegang angeht, so kann ich bestätigen, dass ich lange Zeit als christlicher Ältester gedient habe. Ich habe als vollzeit Pionier gedient, und darüber hinaus habe ich vor vielen Jahren eine himmlische Berufung erhalten, die als Grundlage für meinen himmlischen Auftrag dient. Ich spreche die gleiche geistige Sprache wie die Zeugen Jehovas. Sie sprechen für mich keine “unbekannte Sprache” im Sinne des obigen Verses. Ihre Lehren sind für mich nicht unverständlich. Und meine Botschaft ist für sie vielleicht auch nicht unverständlich.

Übrigens ist dies nicht meine erste Botschaft an die Wachtturm-Gesellschaft. In den vergangenen 20 Jahren habe ich viele Botschaften an die Leitende Körperschaft, die Aufseher der Zweigstellen und Zehntausende von Ältesten gesandt. Natürlich erwarte ich, wie es bei Hesekiel der Fall war, keine positive Antwort. Auch dies entspricht dem, was Gott zu seinem Propheten sagte: “Doch das Volk Israel wird sich weigern, auf dich zu hören, denn es will nicht auf mich hören. Alle vom Volk Israel sind hartköpfig und hartherzig.“ (Hesekiel 3: 7)

Zweifellos werden die Zeugen Jehovas einen Groll gegen jemanden hegen, der so dreist ist, die absolute Wahrheit der Leitenden Körperschaft einfach in Frage zu stellen. Die Zeugen Jehovas werden natürlich annehmen, dass ich automatisch ein abtrünniger Gegner bin. Das ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil: Ich spreche nicht gegen die Wachtturm-Gesellschaft, weil sie nicht Jehovas Organisation ist – sondern gerade, weil sie es ist! Der Wahrheit muss eine Stimme gegeben werden, egal, wer sich davon angegriffen fühlt. Wie bei Hesekiel hat Jehova meinen Kopf härter gemacht als den ihren. (Ich bin hartnäckiger als sie)

Obwohl die Leitende Körperschaft eigentlich wissen müsste, dass Christus 1914 noch nicht mit der Herrschaft über sein Königreich begonnen hat, dass das Gericht über das Haus Gottes noch nicht stattgefunden hat und dass die reine Anbetung noch keineswegs wiederhergestellt ist, halten sie hartnäckig an dem fest, was irgendwann unweigerlich als “raffiniert ausgedachte, unwahre Geschichten” angeprangert werden wird. Schließlich müssen sie wissen „dass ein Prophet unter ihnen war“   – jemanden, der von Gott bewegt wurde, ihnen seine Botschaft zu überbringen. (Hesekiel 2: 5)

Ironischerweise offenbart der jüngste Kommentar der Wachtturm-Gesellschaft zu Hesekiel, wie starrsinnig die selbstherrlichen Führer von Jehovas irdischer Organisation geworden sind.

Hesekiels Prophezeiung beginnt mit der ergreifenden Vision des furchterregenden himmlischen Wagens. Stellt die Vision lediglich “den himmlischen Teil von Jehovas universeller Organisation” dar, wie die Wachtturm-Gesellschaft lehrt? Oder symbolisiert sie etwas Konkreteres – etwas, das um ein Vielfaches wichtiger und tiefgründiger ist (Hesekiels Wagen – was symbolisiert er?)?

Die Wachtturm-Gesellschaft verweist auf den Umfang der Predigtarbeit in der heutigen Zeit als Beweis für den angeblichen Fortschritt des unsichtbaren Wagens, der die sichtbare Organisation vorantreibt. Die Leitende Körperschaft behauptet, dass das bemerkenswerte Wachstum der weltweiten Predigtarbeit nur zustande kommen könnte, wenn Christus bereits auf seinem himmlischen Thron säße und in seinem Königreich regieren würde. Nun stellen Sie sich bitte folgende Frage: Stimmt das wirklich? Haben die Christen des ersten Jahrhunderts nicht auch ohne all die technischen Mittel, die wir heute haben, wie moderne Verkehrsmittel, Radio, Schnelldruckmaschinen, Smartphones, Internet und all das, was die Wachtturm-Gesellschaft in den letzten 140 Jahren benutzt hat, ein ähnliches Werk vollbracht?

Was bedeutet also die Tatsache, dass Jesus seinen Jüngern versicherte, Und denkt daran: Ich bin die ganze Zeit über bei euch bis zum Abschluss des Weltsystems.“? (Matt. 28:20)

Die Tatsache, dass Jesus bei seinem willigen Volk sein würde, ist gewiss keine triviale Tatsache; nein, die Anwesenheit des Herrn (die sich von der Offenbarung/Parusie Christi unterscheidet) bei seinem Volk reicht aus, um sie zu befähigen, das Werk der Verkündigung zu vollbringen. Wenn Jesus Christus seine Jünger während der ganzen Zeit vor dem Abschluss des Systems unsichtbar beaufsichtigt, muss der relativ kurze Zeitraum, der als “Abschluss des Weltsystems” bezeichnet wird, etwas ganz anderes bedeuten als der Zeitraum davor.

So wie die Ernte auf die Zeit des Säens und Wachsens folgt, kommt auch die Entscheidung erst nach der Verkündigung der frohen Botschaft. Das meinte Jesus auch, als er sagte, dass die gute Nachricht auf der ganzen Erde gepredigt werden wird und erst dann das Ende kommt. Er meinte damit nicht das unmittelbare Ende der Welt, sondern das Ende der Zeit, in der Jünger gemacht werden müssen, so wie Jesus es auch seinen Nachfolgern aufgetragen hat. Jesus wird während all dieser Tage vor der Entscheidung bei seinen Jüngern sein. Die Entscheidung ist die Phase des Gerichts. Und wie uns die Bibel lehrt, beginnt das Gericht im Haus Jehovas Gottes. Darum geht es im Buch Hesekiel. (Die Ernte ist der Abschluss, das Ende einer Epoche.)

WAS SYMBOLISIERT DER HIMMLISCHE WAGEN?

Betrachten wir nun die Tätigkeit des phantasmatischen Wagens genauer. Im ersten Kapitel des Buches Hesekiel sieht der verblüffte Wächter einen Thron, der von einer kolossalen Struktur mit Rädern getragen wird. Die Frage ist: Wer sitzt hier auf dem Thron? Denken Sie daran, dass die Propheten alle mit Christus verbunden sind. Hesekiel ist da keine Ausnahme. Wie die Leitende Körperschaft sehr gut weiß, gelten Prophezeiungen, die an das alte Israel und Juda gerichtet sind, auch für Christen. Die Zeugen Jehovas müssen davon nicht überzeugt werden. Schließlich sprechen wir dieselbe “Sprache”.

Betrachten wir nun, was in Hesekiel 1:26 geschrieben steht: “Oberhalb der Fläche über ihren Köpfen war etwas, das wie ein Saphir aussah und einem Thron ähnelte. Auf dem Thron dort oben saß jemand, der die Gestalt eines Menschen hatte.“

Es ist in der Tat wahr, dass Jehova sich hier in menschlicher Form beschreibt und das verwendet, was die Wachtturm-Gesellschaft Anthropomorphismus nennt. Das Gleiche kann jedoch auch von Jesus gesagt werden, der in den Prophezeiungen von Daniel und der Offenbarung in himmlischen Szenen in ähnlicher Weise als menschliche Erscheinung dargestellt wird – wenn auch in einer sehr herrlichen. In Bezug auf Jesus ist es sicher sehr passend, dass er als Mensch dargestellt wird, denn er war ja auch einmal ein Mensch – der Menschensohn. Außerdem haben der Glanz, der die Figur auf dem Thron umgibt, und der leuchtende Regenbogen über ihr ebenfalls einen Bezug zur Herrlichkeit Christi. Im 10. Kapitel der Offenbarung heißt es zum Beispiel:“ Und ich sah einen anderen starken Engel vom Himmel herabkommen, von einer Wolke umgeben, und ein Regenbogen war über seinem Kopf. Sein Gesicht war wie die Sonne und seine Beine wie Feuersäulen und er hatte eine kleine, geöffnete Buchrolle in der Hand. Seinen rechten Fuß setzte er aufs Meer und seinen linken auf die Erde, und er schrie mit lauter Stimme, so als würde ein Löwe brüllen. Als er schrie, ließen die sieben Donner ihre Stimme hören. (Off.10:1-3)

Auffallend ist, dass der “starke Engel” dem Johannes eine kleine Schriftrolle überreichte, die er zu essen hatte, so wie der Fahrer des himmlischen Wagens dem Hesekiel eine Schriftrolle überreichte, die er ebenfalls verschlucken musste. Es ist offensichtlich, dass diese 2 Prophezeiungen absolut im Einklang miteinander stehen.

Außerdem bezeichnet Hesekiel die Person, die auf dem Thron sitzt, nicht ausdrücklich als Jehova selbst; er sagt nur, dass sein Aussehen der Herrlichkeit Jehovas glich und dass er mit der Stimme des Allmächtigen sprach. Aber ist es nicht auch so, dass Christus die Herrlichkeit Jehovas gegeben wurde? Bedeutet dies nicht automatisch, dass Christus damit das genaue Abbild des Vaters ist? Wurde Jesus dann nicht alle Autorität über Himmel und Erde gegeben? Hat Jesus nicht davon gesprochen, dass er in der Herrlichkeit seines Vaters zusammen mit allen seinen Engeln kommt, um die Menschheit zu urteilen? Warum sollten wir dann annehmen, dass Jesus weniger Herrlichkeit haben wird als Jehova?

Eine weitere Ähnlichkeit besteht darin, dass Hesekiel, als er die Herrlichkeit des Thronenden sah, mit dem Gesicht nach unten fiel – er warf sich in Anbetung auf den Boden. Johannes reagierte im Angesicht des herrlichen Christus ähnlich, wie auch die Offenbarung offenbart: “und sein Gesicht war wie die Sonne, wenn sie am hellsten leuchtet. Als ich ihn sah, fiel ich wie tot zu seinen Füßen. (Off. 1:16)

Angesichts des großen Einflusses der gotteslästerlichen Trinitätslehre des Christentums sind die Zeugen Jehovas verständlicherweise von Natur aus sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, anzuerkennen, dass Jesus angebetet wird, und ziehen es stattdessen vor, dies als bloßes Niederknien zu bezeichnen.

Bedenken Sie jedoch, dass Johannes, als er versuchte, sich vor einem Engel zu verbeugen, davor gewarnt wurde, ein anderes Geschöpf anzubeten, wie herrlich es auch sein mag. Der Engel betrachtete eine Handlung wie das Niederknien als etwas, das der Anbetung gleichkommt. (Offenbarung 22:9) Doch diesen Engeln wird von Gott selbst befohlen, sich in Anbetung vor dem Erstgeborenen zu verneigen, wenn er wieder auf die Erde kommen wird. In Bezug auf die Wiederkunft Jesu, bei der er in der Herrlichkeit Jehovas kommen wird, schreibt Paulus: “Und wenn er seinen Erstgeborenen wieder in die bewohnte Erde einführt, sagt er: „Alle Engel Gottes sollen ihm ihre Ehrerbietung erweisen.“ (Hebräer 1: 6)

Ist es hier wirklich angebracht, lange zu diskutieren über die Bedeutung des Wortes Verbeugung, ob es sich um Anbetung handelt oder lediglich um einen Akt des Respekts oder der Ehre. Als Jesus im Garten Gethsemane verhaftet wurde, teilte er seinen Aposteln mit, dass er, wenn er wollte, Legionen von Engeln herbeirufen könnte. Außerdem dienten die Engel Jesus, kurz bevor die Menge kam, um ihn zu verhaften. Die Engel waren also die ganze Zeit über dem Sohn untergeordnet. Allerdings hat der Apostel offenbart, dass Christus auf eine andere Weise geehrt wird als vor seinem zweiten Erscheinen. Und täuschen Sie sich nicht, Paulus hat im gleichen Brief an die Hebräer genau diese Formulierung verwendet, indem er sagte: “so wurde auch der Christus ein für alle Mal geopfert, um die Sünden vieler zu tragen. Wenn er das zweite Mal erscheint, wird es getrennt von Sünde sein, und dann werden ihn die sehen, die ihn sehnlich erwarten, um gerettet zu werden. (Hebr. 9:28)

Das zweite Mal, wenn er kommt, wird er gesehen werden? Wie ist es aber möglich, etwas Unsichtbares zu sehen? Paulus bezog sich eindeutig auf die Tatsache, dass Christus von den Menschen gesehen werden wird. Es ist kein Zufall, dass das griechische Wort, das die Neue-Welt-Übersetzung mit “Erscheinung” wiedergibt, das Wort “epiphaneia” ist. Es bedeutet wörtlich eine herrliche, prächtige Erscheinung. Wer würde nicht in Anbetung zu den Füßen Jesu niederfallen, wenn er das persönliche Privileg hätte, den herrlichen Herrn vor seinen Augen offenbart zu sehen?

Außerdem kann jeder kompetente Forscher selbst nachweisen, dass Parusie, Offenbarung und Manifestation Jesu praktisch austauschbare Begriffe sind. Wenn wir also wissen, dass dies so ist, täten auch Jehovas Zeugen gut daran, sich von der absurden Vorstellung zu verabschieden, dass die herrliche, Augenverblendende Offenbarung des Herrn etwas Unsichtbares sein wird. Der Moment, in dem Jesus sich sichtbar offenbaren wird, wird auch der äußere Moment sein, in dem die unsichtbare Parusie-Täuschung der Wachtturm-Gesellschaft endgültig entlarvt und dann auch für immer verworfen werden wird.

Jesus Christus als denjenigen anzuerkennen, der auf dem Thron des furchteinflößenden himmlischen Wagens sitzt, harmoniert mit dem, was im großen Geheimnis Gottes über die göttliche Absicht offenbart wird, Christus bei seiner Wiederkunft große Herrlichkeit, Ehre und ja, Anbetung zu verleihen.

Es gibt jedoch ein Problem. Denn wenn die Wachtturm-Gesellschaft dies als die korrekte Interpretation von Hesekiels Vision akzeptieren würde, was sicherlich der Fall ist, würde dies auch automatisch einen großen Widerspruch aufdecken. Denn die Vision kann sich erst erfüllen, wenn das Reich Gottes tatsächlich an die Macht kommt. Die Wiederkunft Christi in all seiner Herrlichkeit stellt zweifellos den Höhepunkt der Prophezeiung dar, den die Wachtturm-Gesellschaft leider als Nicht-Ereignis abgetan hat. Wer daran zweifelt, sollte sich die einfache Tatsache vor Augen führen, dass die Wachtturm-Gesellschaft von Anfang an lehrte, dass die Parusie (Wiederkunft Christi) im Jahr 1874 begann und das Königreich 1878 an die Macht gekommen wäre. Erst um das Jahr 1930 wurde das Datum für das „wichtigste Ereignis“ der Menschheitsgeschichte kurzzeitig auf das Jahr 1914 verschoben. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang haben also aufrichtige internationale Bibelforscher in all ihrem Eifer unter einer ausgeklügelten Parusie-Täuschung gearbeitet. Ja, mächtige Taten und lügenhaften Zeichen und Wunder.

Trotz dieser enormen Täuschung stehen auch die Zeugen Jehovas in der heutigen Zeit unter demselben starken trügerischen Einfluss in Bezug auf eine unsichtbare Parusie.

Ist der majestätische himmlische Wagen wirklich ein Symbol für die Wiederkunft Christi? Ja, in der Tat. Daran besteht kein Zweifel, zumindest dann nicht, wenn wir bei der Auslegung aufrichtig sind. Betrachten wir den Zweck des Erscheinens des Wagens zu Hesekiels Zeiten.

Nach seiner ersten Vision hatte Hesekiel eine weitere Begegnung mit dem himmlischen Wagen. Dies geschah nach Hesekiels Vision über den beklagenswerten Zustand des Tempels, der mit allen Arten von Götzendienst durchsetzt war. Im Zusammenhang mit der Tempelinspektion wurde der in Leinen gekleidete Mann angewiesen: “Dann sagte Gott zu dem in Leinen gekleideten Mann: „Begib dich unterhalb der Chẹrubim zwischen die Räder, und füll deine beiden Hände mit glühenden Kohlen, die zwischen den Chẹrubim sind, und wirf sie auf die Stadt!“ Also begab er sich vor meinen Augen dorthin. (Hesekiel 10: 2)

Aha…jetzt wird alles klar, nicht wahr? Der himmlische Wagen, der den Thron des herrlichen Königs trägt, ist also gekommen, um Gericht zu halten. Die Stadt, über die die brennenden Kohlen gestreut werden, ist also Jerusalem, wo sich der Tempel Jehovas befand. Jerusalem selbst war die einzige Stadt auf der Erde, in der Jehova Gott seinen Namen wohnen ließ. Man könnte argumentieren, dass zu Hesekiels Zeiten Jerusalem und vor allem der Tempel die sichtbare, irdische Organisation Jehovas darstellten.

Der Apostel Paulus erklärte den gesalbten Christen, dass die alte Stiftshütte und der Tempel nur der Schatten einer größeren Wirklichkeit waren. Die Wirklichkeit, die zu Christus gehört, der den Juden einst sagte, dass er innerhalb von drei Tagen einen Tempel errichten würde. Gesalbte Christen bilden zusammen einen geistigen Tempel, mit Christus als Grundstein. Zugegeben, das Bauprojekt ist derzeit noch in vollem Gange.

Zweimal während seines relativ kurzen Dienstes von dreieinhalb Jahren betrat Jesus den wieder aufgebauten Tempel in Jerusalem und vertrieb die Geldwechsler und Händler aus dem Haus seines Vaters. Bei seiner Wiederkunft wird Jesus erneut eine Inspektion durchführen, aber dieses Mal wird es der geistige Tempel sein. Der Apostel Petrus schrieb über diese kommende Inspektion Folgendes: Denn jetzt ist die festgelegte Zeit, dass das Gericht beim Haus Gottes anfängt. Wenn es nun zuerst bei uns anfängt, wie wird es dann mit denen ausgehen, die nicht auf die gute Botschaft Gottes hören? „Und wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird, was wird dann erst mit dem Gottlosen und dem Sünder passieren?“ (1. Petrus 4: 17-18)

Wie bereits erwähnt, beginnt die Gerichtsphase erst nach der Verkündigung der guten Nachricht. Dies ist auch durchaus angemessen. Wie könnte man sonst von jemandem erwarten, dass er der guten Nachricht von Gott gehorcht, wenn er keine Gelegenheit hat, sie zu erfahren?

Deshalb ist es auch keine große Offenbarung, dass das Gericht zuerst am geistigen Haus Jehovas Gottes beginnt. Und genau das wird in Hesekiel symbolisiert, wie auch der Befehl Gottes an die sechs symbolischen Vollstrecker seiner Gerichte zeigt: “Fangt bei meinem Heiligtum an.“ Also fingen sie bei den Ältesten an, die sich vor dem Haus befanden. Dann sagte er zu ihnen: “Ob alter oder junger Mann, Jungfrau, kleines Kind oder Frau, vernichtet sie völlig. Nähert euch aber niemandem, der das Zeichen trägt. Fangt bei meinem Heiligtum an.“ Also fingen sie bei den Ältesten an, die sich vor dem Haus befanden. Dann sagte er zu ihnen: „Verunreinigt das Haus und füllt die Vorhöfe mit den Erschlagenen. Geht!“ Da gingen sie hinaus und begannen, die Bewohner der Stadt zu erschlagen. (Hesekiel 9:6-7)

Die Vision der Hinrichtung ist genau das, was sie ist – eine Vision. In Wirklichkeit hat Gott die Chaldäer dazu gebracht, die Stadt zu belagern, um Gottes feindliches Urteil durch Schwert, Hunger und Pestilenz zu vollstrecken.

Der zentrale Punkt der bekannten Prophezeiung Jesu über die Wiederkunft des Menschensohns hat mit der Zerstörung Jerusalems und der Wiederansammlung der zerstreuten Auserwählten zu tun. Dies steht auch im Mittelpunkt der Prophezeiung Hesekiels, wie sie in Hesekiel 11:16 niedergeschrieben ist: „Obwohl ich sie weit weg unter die Völker geschickt und unter die Länder zerstreut habe, werde ich in den Ländern, in die sie gezogen sind, für eine kleine Weile für sie zum Heiligtum werden.“

Jehova fuhr fort: “Deshalb sag: ‚Das sind die Worte des Souveränen Herrn Jehova: „Ich werde euch auch wieder zusammenbringen aus den Völkern und euch sammeln aus den Ländern, wohin ihr zerstreut worden seid, und ich werde euch das Land Israel geben. Sie werden dorthin zurückkehren und alles Widerliche und alle abscheulichen Praktiken ausmerzen. Ich werde ihnen ein geeintes Herz geben und einen neuen Geist in sie legen. Das Herz aus Stein werde ich aus ihrem Körper entfernen und ihnen ein Herz aus Fleisch geben, damit sie meine Bestimmungen befolgen und meine Rechts­entscheidungen beachten und ihnen Folge leisten. Dann werden sie mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein.“ (Hesekiel 11:17-20)

Wenn den Überlebenden göttliche Barmherzigkeit zuteil wird und ihnen ein neuer Geist und ein neues Herz gegeben wird, was der Moment sein wird, in dem sie offiziell zum anerkannten Volk Gottes werden, bedeutet dies auch das unmittelbare Ende der Auseinandersetzung. Es bedeutet das Ende des neuen Bundes. Das Ende der christlichen Ära. Der Moment, in dem Jehova ihr Gott wird, ist auch nur der Moment, in dem die reine Anbetung wiederhergestellt wird. – Endlich! Das ist der Moment, in dem Christus sich ihnen offenbaren wird. Das ist auch der Grund, warum die Apostel deutlich machen, dass die Parusie das Ende und nicht der Beginn einer weiteren langen Zeit der Prüfung und Sichtung ist. Paulus schrieb zum Beispiel: […]damit er eure Herzen festigen kann, sodass sie tadellos und heilig sind vor unserem Gott und Vater bei der Gegenwart unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“ (1Thess.3:13)

Und dann wieder im fünften Kapitel: “Der Gott des Friedens selbst möge euch völlig heiligen. Möge der Geist und die Seele und der Körper von euch Brüdern bei der Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus in jeder Hinsicht gesund sein und tadellos erhalten bleiben. (1Thess. 5:23)

Und Jakobus schreibt auch: “Seid also geduldig, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn. Der Landwirt wartet auf die kostbare Frucht der Erde und übt Geduld, bis der Frühregen und Spätregen kommt. Übt auch ihr Geduld! Macht euer Herz fest, denn die Gegenwart des Herrn ist nah.“ (Jak 5:7-8)

Da die reine Anbetung erst nach der Zerstörung Jerusalems und der Zerstreuung seiner Bewohner und erst nach der Hinrichtung der Ungläubigen und Unbußfertigen durch Schwert, Hungersnot und Pestilenzen Wirklichkeit werden wird, welchen Beweis gibt es dafür, dass die Lehre der Wachtturm-Gesellschaft wahr wäre, dass all dies bereits während des Ersten Weltkriegs verwirklicht worden wäre, als der Bote des Bundes ihrer Meinung nach Bethel einer gründlichen Inspektion unterzogen hätte?

Die Auslegung des Buches Hesekiel durch die Wachtturm-Gesellschaft, wie auch ihre Auslegung aller anderen Prophezeiungen, ist völlig gekünstelt und wird so verdreht, dass alles Positive auf die Wachtturm-Gesellschaft angewandt wird und alles, was ihr nicht so gut passt, auf das heidnische Christentum abgelenkt wird. Wir werden das in den folgenden Artikeln noch viel genauer betrachten. Es ist nicht nur so, dass die Gegenwart Christi zu dieser Zeit noch nicht begonnen hat, sondern auch, dass die reine Anbetung erst nach der feurigen Reinigung des Hauses Gottes kommen wird. So liegt auch das Gericht über das Haus Gottes noch in der Zukunft.

Ende erster Teil.